Dieser Dorfbericht wurde auf Grundlage der Berichte der deutschen Wehrmacht 1942 gemacht. Einer der Hauptberichterstatter war Gerhard Fast,der selbst ein Buch geschrieben hat unter dem Titel: Das Ende von Chrotitza 1973. Der Bericht befindet sich im Archiv in Koblenz unter R6 Reichsminister für die Besetzten Ostgebiete. Allgemeine Informationen vom Dorf Blumengart aus Chortitza: Reichsminister für die Besetzten Ostgebiete I Genauer Name des Dorfes: deutsch Blumengart Russisch: Kapustjanka zur Bolschewistenzeit: Kapustjanka Rayon: Chortitza 15 klm Kreisgebiet: Saporoschje 12 klm Generalbezirk: Dnepropetrowsk 90 klm Post: Nieder – Chortitza 5 klm Bahnstation: Dnjeprostroj II 8 klm Chortitza 18 klm Gründungsjahr: 1824
(a1 = vor dem jetzigen Krieg, Juni 1941; b2 = heute) Wieviele von den deutschen Familien sind ohne Oberhaupt? 21 Zahl der Deutschen in den Jahren 1917: 204; 1919: 213; 1924: 220; 1930: 260; 1937: 270; 1942: 256 III Zahl der gemischten Ehen:keine davon: a) fremdstämmige Männer: keine VI. Aufteilung der Deutschen: a) Zahl der deutschen Männer: 3) 40 (3 = Bei Mischehen zählt der deutsche Ehepartner zu IVa, bezw. IVb, die Kinder zu IIId) (Bei Tochterkolonien die Mutterkolonien angeben, aus denen die Einnwohner stammen; bei Mutterkolienien – die Urheimat in Deutschland angeben.) Im Jahre 1789 wandern aus der Danziger Niederlassung auf dem Chortitzer Plan mit einem Flächeninhalt von 42235 Desjatinen, die ersten Dörfer mit 228 Familien besiedelt. Teils durch Zuzug neuer aus Preußen, Teils durch Auszug aus den bestehenden überfüllten entstandenen nach und nach neue Kolonien. 1797 kam eine neue Gesellschaft von 118 Familien. Den sich bald einstellenden Mangel und passend gelegenen Kronsländereien deckte die Regierund durch Ankauf eines bedeutenden Landstücks vom Edelmann Miklaschewskij, auf de im Jahr 1824 auch Blumengart mit 14 Familien gegründet wurde a) Unterrichtssprache in den letzten Jahren: Bis 1937 war die Unterrichtssprache Deutsch, dann wurde sie russisch und Deutsch wurde von der 5 Klasse an Zweimal wöchentlich als Fremdsprache unterrichtet, so das die Kinder der ersten 4 Klassen überhaupt kein Deutsch lernten. Im vergangenen Schuljahr wurde nur Deutsch unterrichtet. b) Schulgrade, Dauer der Schulzeit, Schulzuwandg, Schulbesuch, Lehr- und Lernmittel. Schulräume, Fach oder Klassensystem: Eine 7klassige Volksschule, gegenwärtig aber nur 4 Klassen. Die Schulzeit begann früher immer am 1. September und dauerte bis Mitte Mai in diesem Jahre wird bis Juli unterrichtet. Die Deutschen haben schon lange vor dem Weltkriege unter sich Schulzwang eingeführt. Unter den Bolschewicken war Schulzwang für 7 Klassen. Der Schulbesuch litt dennoch, schlechte Kleidung und Nahrungsmangel, Lehr- und Lernmittel waren keine vorhanden, mal erst im Mai erhielten die Schulen. Wiedekind- Tafeln und Landkarten. 2 Schulräumen Klassensystem. Zahl der Schulkinder: 45 Knaben 23, Mädchen 22 c) Lehrer (deutsche oder nichtdeutsche): 2 Russische Ein Lehrer und eine Lehrerin (Vater und Tochter), die beide im Frühling das von reichsdeutschen Lehrern geleistete Schulunglager für volksdeutsche Lehrer in Chortitza besucht haben. d) Gibt es unter den Deutschen Analphabeten? nein e) Sprache im elterlichen Hause: deutsch und auch Dialekt – Plattdeutsch a) kulturelle Einrichtungen: Schule, 1 Kindergarten, 1 Kirchenlokal in einem Privathause. b).. Büchereien (Zahl der deutschen und nicht deutschen Bücher, Zergliederung dem Inhalte nach, Lesefreudigkeit usw.): Zur Sowjetzeit war eine Bücherei mit einigen Hundert Bücher meist in Russischer und ukrainischer Sprache, die wegen ihres bolschewistischen Inhalts von der Bevölkerung kaum gelesen wurden. Gegenwärtig werden die deutsche ukrainischen Zeitungen gelesen 5 Exemplare. Gute deutsche Bücher werden sehr gerne gelesen und dafür ist die Einrichtung einer deutschen Bücherei für den kommenden Winter dringend notwendig. c) Bildvorführungsapparate und dazugehörige Bestandteile und Einrichtungen: Bildvorführungsapparat war nicht vorhanden, ist auch heute nicht da. Bei Vorführungen brachte man Apparate von anderswo. Ob Strom vorhanden ist (Art und Spannung angeben!): Stromstärke 220 Volt, gegenwärtig unterbrochen Wechselstrom. d) Gesangchöre: bis zum Jahr 1920 sind immer Dorfchore vorhanden gewesen, die Bolschewiken machten auch verschiedentliche vergebliche Versuche, Chöre ins Leben zu rufen, weil die Sowjetgesänge der Bevölkerung ein Greuel waren. Seit vorigen Winter besteht wieder ein Chor, der kirchlichen aber auch Volkslieder. e) Musikchöre: Früher waren Chöre mit Seiteninstrumente, die aber auch ein Opfer der Bolschwisierung wurden, gegenwärtig sind keine. f) Leibeserziehung und Geselligkeit: Außer der Schule ist keine Leibeserziehung. Mit der Geselligkeit ist es so, das durch das Kollektiv meistens der Nachbar den Nachbarn nicht mehr sehen möchte. g) Sonstiges: Ein besonderes Hindernis der Geselligkeit unter den Jugend ist der Kleidermangel. Eine Frau erzählte, das sie noch einen Brautschleier hat, den schon 30 Bräuten als Schmuck diente, weil keiner neuen zu bekommen. VIII. Gesundheits- und Wohlfahrtseinrichtungen: Wieviel Ärzte, Krankenpfleger und Hebammen sind vorhanden? Das nächste Krankenhaus ist in Chortitza (15 km.) die nächste Hebamme in Nieder. Chortitza (5 km.)das nächste Entbindungsheim in Osterwick (12 km). Gesundheitszustand: Gegenwärtig ein paar Malariafälle, auch sind noch Ziemlich Augenkranke (Trachama) sonst ist der Gesundheitszustand befriedigend. IX. Kirchenmatrikeln (genaue Angaben über die vorhandenen und fehlenden Jahrgänge von Geburts- und Taufregistern, Trauregistern, Totenregistern, Konfirmanden- und Kinderlehrlisten, Personalbüchern, Gemeinde- und Pfarrchroniken, Jahresberichten, verschiedenen Akten, Listen und dergl.) Ein Kirchenbuch vom Jahre 1796 – 1901 Dann wurde ein neues Kirchenbuch angelegt, welches Ano 1936 oder 1937 nach Nieder-Chortitza gebracht wurde, dort ist es aber auch nicht mehr vorhanden, wie Nachforschungen erwiesen haben. Das alte Kirchenbuch ist nur deshalb geblieben, weil es der Sekretär Reimer es bei sich versteckt. 1. Landmenge (in ha): 2. Zahl der Wirtschaftshöfe im Jahre 1918: 14 Vollwirtschaften, 2 oder 3 sogenannte Anwohner, Landlose 3. Wieviel Hofland hat jetzt ein Bauer durchschnittlich: 0,5 4.Versorgungslage von Menschen und Vieh: Die Versorgungslage war ziemlich schwach, gegenwärtig erhalten alle Einwohner pro Person 10 kg Mehl und 4000 gr. Öl monatlich. Auch die neuen Kartoffeln und das Gemüse erleichtern die Versorgungslage gegenwärtig. Das Vieh ist in diesem Winter verhältnismäßig gut durch den Winter gekommen. Da so viel Vieh vertrieben war, blieb genügend Futter für den Restbestand. Gegenwärtig geht das Vieh auf die Weide, die infolge genügender Niederschläge auch gut ist. 5 Wasserversorgung: Aus Brunnen, es sind im Dorf 13 Brunnen (Tiefe 6-12m.) die meisten Brunnen enthalten Trinkwasser 6 Vorhandener Viehbestand:
7. Geflügelbestand (ungefähre Zahl von Hühnern, Gänsen, Enten): 600 8. Obstanlagen, Gemüsegärten, Weinberge und sonstige Kulturen (Flächeninhalt in ha angegeben):
9. Zustand der Häuser und Höfe mit Schilderung der Wohnverhältnisse: Blumengart liegt an einem schönen Tal in dem ein Bächlein sickert und schöne, große Bäume wachsen. Das Tal zieht sich aber nicht durch die Mitte des Dorfes wie in so vielen deutschen Kolonien. Es sind 4 Ziegelhäuser, 9 Holzhäuser und 29 Lehmhäuser. Die meisten sind mit Stroh gedeckt und es gibt nur ein paar Ziegel- und Schindeldächer. Die Häuser sind in letzter Zeit sehr vernachlässigt. Die Zäune sind verschwunden und heute hat man kein Material für neue. Durchschnittlich hat eine Familie 2 Wohnräume und eine Küche. Oder auch hier wie überall, herrscht ein großer Mangel an Kleidern, Betten u. Wäsche jeden Art. 10. Öffentliche Gebäude und Einrichtungen (auch deren gegenwärtiger Zustand): Eine Schule reparaturbedürftig und ein paar Wirtschaftliche Kollektivgebäude 11. Industrie- und Gewerbeanlagen: Schrottmühle 1. Arbeiter, 1 Schmied und eine Tischlerei im Kollektiv, 5. Arbeiter 12. Wege bezw. Straßenverhältnisse: Da Blumengart mehr am Abhang eines Tales liegt ist die Strasse im Dorf nicht so grundlos, wie in vielen anderen Dörfern, aber auch die ist wie die Wege in die benachbarten Dörfer ungepflastert. An der Seite der Strasse sind Bürgerstege aufgeschaufelt. 13. Bestand an landwirtschaftlichen Maschinen:
14. Durchschnittlicher Ernteertrag vom ha in Doppelzentnern:
15. Wie war die Entlohnung auf den Arbeitstag: In den Jahren
16. Schilderung der Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten in der Bolschewistenzeit und des Verhältnisses zwischen Lohn und Verbrauch. XI. Wirtschaftliche und politische Nöte unter dem Bolschewismus. 1. Verhungert sind:
2. Verbannnt bezw. ausgewiesen wurden:
3. Ermordet wurden:
5. Schilderung über Verhaftungen, Einkerkerungen, Mißhandlungen, Verfolgungen und dergl. (zahlenmäßige Angaben sehr erwünscht!) Die privilegierte Stellung, welche wir Deutschen im zaristischen Russischen Reiche genossen, veränderte sich wesentlich seit dem Ausbruch des Weltkrieges anno 1914 und zwar in entgegengesetzter Richtung. Es wurde immer offensichtlicher, das wir nur Geduldete im Lande waren, als Fremdstämmige betrachtet, den Landeskindern hintenangesetzt wurden und dieses sich immer steigernd in einen schwer zurückhaltenden Haß sich verwandelte. Es kamen Fälle der Verbannung deutscher Männer nach Sibirien vor und am 2 Februar 1915 unterschrieb der Kaiser ein Gesetz über die Liquidation des deutschen Landbesitzes in Rußland. Auch das Jahr 1917 mit der großen Revolution und den vielen angekündigten Freiheiten, änderte unsere Lage nicht zum Bessern, sondern unsere deutsche Bevölkerung wurde samt und sonders zu der wohlhabenden Schicht gezählt, die laut dem kommunistisch-bolschewistischen Begriffen der Vertilgung angehöre. Die Folgen solcher Tendenz ließen auch nicht lange auf sich warten, denn nach einer vorbereiteten Propaganda durch die Presse, zwecks Bearbeitung der "öffentlichen Meinung" erschien das Gesetzt über die Liquidation der Kulaken (Bezeichnung für die besitzenden Bauern) als besondere Klasse. Als Argument solchen Vergehens diente der Grundsatz der Aufhebung der Klassenunterschiede. Ohne zögern ging man an die Verwirklichung dieses Gesetzes. Die sogenannte Entkulakisierung fand in unserem Dorfe im Jahre 1930 statt und derselben fielen vier Familien zum Opfer, welche laut Gemeindebeschluß als die wohlhabendsten ausgeschieden wurden. Diese vier Familien wurden anfänglich in die benachbarten deutschen Dörfer übergesiedelt. Zwei von diesen Familien erhielten später die Erlaubnis ins Dorf zurückzukehren, wovon jedoch nur eine Gebrauch machte. Die andere Familie entwich nach Arkadak, woselbst auch deutsche Kolonien sind. Die nach Blumengart zurückgekehrte Familie wurde aber nach sechsmonatlichem Aufenthalt verhaftet und nach Saporoshje ins Gefängnis gebracht, von wo sie nach viermonatlicher Haft, im Bestande von 5 Personen nach dem nördlichen Uralgebirge geschickt wurde, mit allen andern deutschen Familien, die auch dem Entkulakisierungsgesetz unterlagen, darunter auch die zwei Familien aus dem Nachbardorfe. Das Los der deutschen im Ural war schwer. Die klimatischen Verhältnisse, der große Mangel an Lebensmittel, die schwere Arbeit und der moralische Druck, machte ihre Lage fast unerträglich und trotz der Unterstützung durch Lebensmittelsendungen von den Verwandten verhungerten daselbst aus den erwähnten Familie sechs Personen. Eine Frau mit sieben Kindern kehrte im Jahre 1931 zurück. Anno 1934 kehrte ein Mann zurück. So vergingen etliche Jahre in verhältnismäßiger Ruhe, in denen die alles vereinigende Kollektivisierung stattfand und die deutsche Bevölkerung allmählich in den Sklavenzustand versetzt wurde. In diesen Jahren fanden in den Dörfern hin und wieder Verhaftungen einzelner Männer statt, die vielleicht ab und zu ein abfälliges Wort über das Kollektivwesen gesprochen. So brach das Jahr 1937 an. Am 5. September dieses Jahres wurden aus unserem Dorfe fünf Männer von den Vertretern der GPU geholt. 1938 vom Anfang des Frühlings bis zur Erntezeit verhaftete die GPU noch sechzehn Männer. Diese Verhaftungen geschahen immer des Nachts und waren mit großen Haussuchungen verbunden. So waren also im Laufe etlicher Monate 21 Familien ihrer Männer und eine große Anzahl Kinder ihrer Väter beraubt worden, einem elenden Das ein anheimgefallen. Laut ins Dorf gedrungenen Nachrichten hatte einer dieser Männer, als Protest gegen das ungerechte Verfahren einen Hungerstreik erklärt, wonach er ins Krankenhaus gebracht und künstlich gewaltsam gefüttert wurde. Das Schicksal aller dieser 21 jungen arbeitslustigen- und fähigen Männer ist uns bis auf den heutigen Tag [Mai 1942] unbekannt geblieben. Sie sind spurlos verschwunden und alle wiederholt gemachten Anfragen bei der GPU find resultatlos geblieben, indem man lügnerisch sich in Unwissenheit über ihren Aufenthaltsort einhüllte. 6. Ergänzende Schilderung der Erlebnisse unmittelbar vor und im Laufe des jetzigen Krieges bis zur Befreiung durch die deutschen Truppen. Die Auswirkung der deutsch-sowjetischen Vertrages, der Freundschaft machte sich auch auf unsere Lage bemerkbar, indem der versteckte Haß sich nicht äußerte, sowohl seitens. der korrupten Regierungsbeamten der Sowjets, als auf wenigen von seitens der nationalen Bevölkerung. Das Bestehen dieses Vertrages gebot ihnen ein indifferentes äußerliches Verhalten. Jedoch gerade entgegengesetzt gestaltete sich dieses Verhalten seit dem 22. Juni 1941. Der Ausbruch des Krieges bot diesen Fressern des Deutschtums eine lang ersehnte und passende Gelegenheit ihren bisher zurückgehaltenen Haß in zügelloser Unbändigkeit, in den allerverschiedensten Variationen zum Ausdruck zu bringen. Anläßlich der Verlautbarwerdung des Kriegsausbruchs wurden bei uns, wie auch in allen anderen Dörfern eine Versammlung veranstaltet, auf welcher einer von den Rednern die Ansicht aussprach, daß das deutsche Volk vom Erdboden vertilgt werden müsse und Drohungen ausgesprochen wurden gegen die Deutschen, die sich in irgend einer Weise verschulden würden. Es wurde revolutionär Tribunal mit unbeschränkten Machtbefugnissen ins Leben gerufen, welche alle richterlichen Funktionen in sich vereinigten. Auf diese Tribunale, welche uns schon aus dem Anfang der Revolution bekannt waren und die damals schon ungeheure Menschenmengen gemordet hatten, wurden wir hingewiesen und damit erschreckt. Wer Mitglied dieser Organisation war, war unbekannt, sie war in allen Ortschaften. Ja stellenweise wurde die Bevölkerung darauf hingewiesen, daß wer es sich erlauben würde irgend etwas Vorteilhaftes über den Feind Deutschland auszusprechen, irgend einen Erfolg seinerseits, der solle moralisch und physisch vernichtet werden. Gedrückt und mit inneren Bangen über unser nächstes Schicksal gingen wir umher, denn wo wir mit Menschen anderer Nationalität zusammen kamen bemerkten wir schon ihre scheuen, mißbilligenden, mißtrauischen Blicke. Wir empfanden es, das wir als Deutsche, die dem kämpfenden Deutschland wohlwollend gegenüberstanden, mit Ausnahme etlicher volksstümlich degenerierter, bemißtraut und gehaßt wurden als Vaterlandsveräter Indem wir äußerlich als legale Bürger behandelt und zum Kampf gegen den kapitalistischen Staat aufgefordert wurden, der sich erdreistete das friedliche und glückliche Leben des Bürgers des einzigen sozialistischen Staates zu stören, bewachte man doch alle unsere Schritte. Doch mit dem Herannahen der deutschen Truppen zogen sich die Wolken immer dunkler über unserm Haupte zusammen. Dunkles Schwarz hing über uns. Den 16 August 1941 kam eine Anzahl Milizionäre der NKWD in unser Dorf und forderte uns auf, ohne zögern, innerhalb 4 Stunden das Dorf zu verlassen und ans linke Dnjeperufer zu fahren. Wir waren uns alle bewusst, welcher Gefahr wir entgegengehen sollten. Um diesem Schicksal zu entgehen oder die Sache zu verzögern, verschwanden alle Männer aus dem Dorfe, sich außerhalb desselben versteckend. Im Dorfe bleiben nur Frauen und Kinder zurück. Trotz allem Drohen und Fluchen seitens der NKWD. Deswegen, wurde es an diesem Tage mit dem Ausfahren nichts. Zur Nacht fanden sich die Männer bei ihren Familien ein. Um das Ausfahren schneller zu bewerkstelligen holten die Sowjetvertreter noch Komsomolisten aus dem ukrainischen Dorfe Rammowoka, welche behilflich waren, uns aus dem Dorf zu treiben, wobei sie sich sehr brutal verhielten. So unter zögern und langsamen Vorbereitungen zogen wir am 17 August aus dem Dorf hinaus in der Richtung der Brücke, welche über den Dnjeper zur Insel-Chortitza führt, begleitet von den Treibern der Miliz und Komsomolisten. Es war gelungen uns ans andere Heimstätte zu vertreiben, wir waren heimatlos, obdachlos, schutzlos. Die Wagen bepackt mit etlichen wenigen notwendigsten Sachen und Lebensmitteln auf etliche Tage, das Vieh nebenher treibend, erreichten wir die Insel Chortitza, wo wir Halt machten um nächtigten. Obzwar wir von den treibenden Schergen der NKWD immer wider aufgefordert und angespornt wurden weiter zu fahren, um noch über die zweite Dnjeperbrücke zu kommen, verzögerten wir und leisteten der Aufforderung kein Gehör, wissen das der Übergang über die Zweite Brücke ans linke Dnjeperufer unser Schicksal befügte. Die Lage wurde immer schwieriger, denn eine unzählige Masse Menschen darunter flüchtende Bevölkerung, meistens Juden, die im Panischem Schreck sich beeilten so schnell wie möglich das linke Dnjeperufer zu erreichen, treib ende Vieherden evakuierende Maschinen, zurücktretende Armeeabteilungen der Bolschewisten, alles zusammen bildete ein chaotisches Durcheinander Wir Deutschen waren in mitten dieses Wirrwarrs die einzigen die nicht vorwärts strebten, sondern wartend da standen, daß doch einmal deutsche Truppen kommen müßten, um uns von unseren Peinigern und Treibern zu befreien. Und Gott sei Dank, unser Warten war nicht vergebens. Nach vielen Entbehrungen und großen Ängsten die wir ausstanden unter dem Kugelregen und Sprengen des Staudammes am Dnjeperkraftwerk durften wir Zeugen sein von dem endgültigen zurückziehen unser Feinde und dem Besetzen der Insel von deutschen Soldaten. Wir waren befreit. Den 19 August 1941 kehrten wir wieder in unser verlassener Dorf Blumengart zurück. Das Kollektivvieh bestehen aus Kühe, Kälbern, Schafen, Schweine, Pferde, wurde schon 6-7 Tage früher fortgetrieben von 9 Personen unseres Dorfes begleitet. Davon sind in der Folgezeit 5 Personen zurückgekehrt, die übrigen fehlen und sind ein Opfer des Bolschewismus geworden. Liste der Verschleppten im jetzigen Kriege vom Dorf Blumengart. Rayon Chortitza Kreisg: Saporoschje. Generalbez. Dnjepropetrowsk
Ein Bericht von Johann Redekop in Englisch über diese Zeit Liste der Verbannten vom Dorf Blumengart; Rayon Chortitza Kreisgebiet: Saporoschje; Generalbezirk Dnjepropetrowsk
Bürgermeister Redekop Blumengart 28. 5.42 Johann Reimer Liste der ermordeten vom Dorf Blumengart Rayon Chortitza
Blumengart 28. 5. 42 Ray. Chortitza Generalbe. Dnjepropetrowsk Kreisgebiet Saporoschje Liste der Familien in Blumengart: Der Reichsminister Fragebogen Nr.1 für die besetzten Ostgebiete Familienverzeichnis des Dorfes Blumengart (amtlicher Name) Andere Ortsbezeichnungen (Volksnamen) russisch Kapustjanka Gründungsjahr: 1824 (Rayon): Chortitza Kreisgebiet: Saporoshje Generalbezirk: Dnjepropetrowsk Post: Nieder-Chortitza Bahnhof: Dnjeprostroj II Konfession menn. Kirchspiel Burwalde Einwohnerzahl:
68 Deutsche Frauen Deutsche Kinder 335 78 Fremdstämmige Keine. Blumengart den 22. Mai 1942 Der Reichsminister für die besetzten Ostgebiete Kommando Dr. Stumpp Der Bürgermeister Redekop Kreisbeauftragter Gerhard Fast Blumengart von Hermann Schirmacher (nach einer Vorlage von J. Reimer )
1917 1943
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